Brichen
Veteran
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Er macht Hip Hop, mit Soul-, Reggae-, Rock- und Singer/Songwriter-Einfluss. Er rapt und singt, textet und komponiert, auf höchstem internationalen Niveau und auf Deutsch. Er ist konstruktiv, nie konstruiert. Er ist als Songwriter ein alter Hase, der wie ein Youngblood rapt.
Das ist kein Orakel und auch nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Scheinbar Unmögliches möglich zu machen ist für Max Herre Programm. Der 31-jährige hat seit nun bald 15 Jahren Rap auf Deutsch gemacht, ernsthaft, erfolgreich und rundum respektiert. Zusammen mit amerikanischen und französischen MCs und Sängern, mit DJ und Liveband. Er war ein Gründer der Kolchose und mit seinem "Freundeskreis" erstes Signing von "Four Music". Trotz konsequentem Hip Hop-Ethos und dem Anspruch, Politik wie selbstverständlich im Pop zu etablieren (z.B.: "Leg Dein Ohr Auf Die Schiene Der Geschichte"), dabei ohne Teenie-Presse oder Ausverkaufspossen, ging das Debütalbum "Quadratur des Kreises" nicht nur in die Charts, sondern auch 170.000 mal über den Plattenladentisch. Mehr noch: Mit "A.N.N.A." schenkte Max Herre den 90ern eine seiner größten Liebeshymnen, ausgezeichnet mit "Altgold" (für 250.000 Verkäufe). Anschließend entstanden die Singles "Tabula Rasa", der erste Battle-Rap in den deutschen Top 10 und "Halt Dich An Deiner Liebe Fest", der erste Roots-Reggae-Song in den Top 40.
Das `99er Freundeskreis-Album "Esperanto" - eine vereinende Kunstform, die Kulturen, Klüngel und Kontraste überwindet - verkaufte sich dann schon 300.000 mal und gebar die Single "Mit Dir", das erste "deutsche R&B-Ding" in den Top 5. All das etablierte Max und den Freundeskreis als eine der wichtigsten Instanzen in der deutschen Musiklandschaft. Die nebenbei, und das ist eigentlich alles andere als Nebensache, auch im Hip Hop-Kontext weiterhin höchstes Ansehen genießt. Kurz: Max Herre hat schon immer Melodien geschrieben und Zeilen verfasst, die Experten bewundern und Millionen erinnern.
Er war der Konzeptvater der FK-Allstars, die neben erfolgreichen Touren und dem legendären Live-Album "En Directo" auch heute etablierte Soloartists wie Gentleman und Joy Denalane einführten. Ein konsequenter Weg: Von "Seedless Jam" über "Agit Jazz" zum Freundeskreis-Frontmann und Produzenten, vom Ehemann von Joy Denalane zum Vater ihrer beiden Söhne und des Top 10 Albumbabies "Mamani". Jetzt, nachdem er sich lange genug abseits der Medien als Produzent, Verleger, Regisseur für Joy´s Videos und A&R-Mann für "Four Music" engagiert hat, spielt das musikalische Mastermind aus Stuttgart auch als Performer wieder mit: In diesem Sommer kommt Max Herres erstes eigenes Album, so individuell wie universell. Der eigene musikalische Kosmos, in dem Soul, Reggae, Rock und Singer/Songwriting immer wieder um Hip Hop kreisen. Max Herre rapt und erzählt und singt und produziert. Er ist der rote Faden, an dem auch FK-Drummer Tommy W., Max' Berliner Studiopartner Carsten Schedler, Joy Denalane, und Teile ihrer Live-Band, sowie Bilal, das enfant terrible des neuen Philly-Soul, die Produzenten Sholar und Wajeed und viele mehr mitziehen.
"So komm' ich zurück", sagt Max Herre und drückt auf Play. Die kleine Boombox, bei der er eben "Der kleine Eisbär" mit einer bekritzelten CD-R ersetzt hat, spuckt's aus: Den ersten Track vom eigenen Album. "Zu elektrisch" heißt er. Eine Vorabsingle mit tightem Battlegespitte zum rockenden Beat von Sholar. "Dieser Song bringt die Lust an der Sache, am Musikmachen `rüber", sagt er lachend. "Der Text soll diesen Hunger ausdrücken. "Ich bin wieder da, zieht Euch warm an." Es ist ein engagiertes Ding, einfach zu elektrisch, ein Battle-Song, aber er hat nicht nur etwas mit dem Genre zu tun. Einige meinten: "Musst Du mit so 'nem Battleding rauskommen? Wir wissen doch, dass Du rappen kannst." "Ja, aber wer von den Kids weiß das denn noch? Und außerdem rappe ich ja noch besser als früher." Das ist immer noch mein Anspruch." Er dreht den Sound weg, erzählt von der wiedergefundenen Liebe zum Hip Hop, von Rap als seiner natürlichen musikalischen Sprache. Er nennt immer wieder Jay-Z, aber auch Talib Kweli. Er feiert Kanye West und DJ Dangermouse. Um dann von Bob Marleys "Natty Dread" über Al Green "Let´s stay together" zu den Bluesrockern von "Free", den Ostrockern "City" oder auf Nick Drake und Terry Callier zu kommen. "Das Album geht ja musikalisch in die verschiedensten Richtungen. Die Basis ist nach wie vor Rap, aber es nimmt auch einen Rockbezug, es wird ein Reggaestück, eine Singer/ Songwriter-Nummer und auch soulige Sachen geben. Musikalisch ist das eine große Bandbreite. Es sind Versatzstücke, die ich eben neu sortiere. Und etwas eigenes daraus mache." Eigenheit ist die Devise, einzigartig das Resultat. Max Herre beherrscht, was ihn beherrscht. Er verinnerlicht Musik, nimmt sie auf, verarbeitet, ja, analysiert sie - und macht dann damit, was er will. "Ich habe nie aufgehört, Soul und Reggae zu hören", meint er. "Aber trotzdem viel Neues entdeckt. Die Referenz sind dabei immer noch die 70er Jahre, das Jahrzehnt in das ich ´reingeboren wurde. Komischerweise sucht man eher mal nach neuen Stilen, neuen Musiken, als das man wirklich von einer anderen Epoche musikalisch inspiriert würde."
Vor zwei Jahren mit Joy nach Berlin gezogen, fand Max Herre, der früher eher halbherzig hinhörte, wenn Sekou und Don Phillippe ihre Hendrix-Alben im FK-Tourbus anmachten, langsam aber sicher Gefallen an Rock. Über die groovenden Hendrix-Sachen wie "Band Of Gypsys" , dann immer wieder "Free", später auch Led Zeppelin oder neuere Sachen wie Jet und die "White Stripes". Und dann natürlich "Ostbeat", seine Amiga-Flohmarktfunde von Jürgen Kehrt über Veronika Fischer bis Hansi Biebl. "Da gibt es echt soulige Sachen, auch so Crusaders- oder Santana-mäßig", schwärmt er. "Darüber bin ich auch zu City gekommen, was ja eher an Krautrock erinnert. Aber die Line von diesem Stück war einfach der Hammer: "In seinen Gedanken ist er der King vom Prenzlauer Berg." Das hat mich inspiriert ein ganzes Stück zu schreiben. Über Neu-Prenzlauerberger, die halt King-mäßig abgehen." Der neue Song, dessen Hook "City"-Sänger Toni Krahl selbst neu eingesungen hat - über 25 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung - erzählt die Geschichte von einem alten Bekannten aus Stuttgart, den Max in Berlin-Mitte wiedertrifft. Und der nicht nur cooler als cool, sondern vor allem mehr Berliner als der Rest der Stadt ist. Sogar sporadische Berlin-Besucher kennen diesen Typ, so gut beobachtet und so treffend beschrieben wurde er bis jetzt noch nicht. Wer jeden Nachmittag mit Trucker-Kappe über dem gerade herausgewachsenen Irokesen die Kastanienalle entlang schlendert, wird sich schämen. Alle anderen lachen mit.
Und noch ein Berlin-Song findet sich auf dem neuen Album, eine elegant entspannte, fast schon Sade-smoothe Fortsetzung der Anna-Geschichte. "Als wir im Sommer 2002 hergezogen sind, lief bei "Kiss FM" immer noch "A.N.N.A" auf Rotation", erzählt Max. "Die Leute hören das und sehen mich in der Stadt und denken nicht, dass es für mich zwar immer noch gut, aber eben auch vorbei ist. Sowohl musikalisch, als auch von der Geschichte. Es ist aber einfach acht Jahre her, dass ich das geschrieben habe - und jetzt ist nun mal vieles anders. Ich wollte einfach meine jetzige Situation beschreiben: Wir kommen raus, es regnet, aber ich stehe da halt nicht mehr allein. Ich habe einen Sohn, den ich vom Kindergarten abgeholt habe und sie hat auch ein Kind. Sie ist zufällig gerade in Berlin, sucht eine Wohnung und wir verabreden uns. Aber es bleibt unklar, was passiert. Eigentlich ist da überhaupt nichts, aber es ist eine alte Situation, die einen einholt. Man ist in einer Konstellation, in der man eigentlich glücklich ist. Und trotzdem fühlt man plötzlich so eine Unruhe und zweifelt für einen Moment. Denkt: "Das hätte auch ganz anders laufen können." Das kennt Jeder. Man fühlt mit Max und auch mit Anna, erinnert sich an ähnliche Situationen, falsche und richtige Entscheidungen. Je mehr es einen berührt, desto mehr glaubt man dem Erzähler. "Ich habe immer gemeint: "Ich sag' nicht, ob das eine reale Geschichte ist. Ist auch nicht so wichtig." Ich glaube, dass es ein Mythos ist, ein Sinnbild." Er lässt den Satz ausklingen. Dann: "Wenn das genau so passiert wäre, gäbe es das Stück natürlich nicht. Ist doch klar. Oder zumindest nicht so." Schon ist man bei den anderen Liebesliedern des Albums: "1. Liebe", einer Stuttgart-Widmung mit Joy Denalane im Refrain, oder auch "Wie Du bist" (mit "Manumatei"), einer der schönsten, weil einfachsten und aussagekräftigsten Liebeserklärungen seit langem. Dann spielt Max noch "Du weißt" vor, sein Rockstück und die Kehrseite der Beziehungsmedaille, und einen unglaublich tighten Reggaetrack namens "Jerusalem", den er mit Silly Walks aufgenommen hat. Außerdem ein wunderschönes Gitarrenstück namens "Alter Weg" im Stil von Nick Drake, zu dem ihm sein Four Music- Kollege Jan Plewka einen Text geschrieben hat. ("Das ist auch eine echte Premiere für mich, jemand anderes texten zu lassen", meint Max.) Zum Schluß eine psychedelisch rockende Interlude von Wajeed, über die FK-Gitarrist Frank Kuruc soliert. Es gibt noch einiges zu tun. Und ohnehin streikt die Boombox.
"Ich bin jetzt ein Debütant. Da freue ich mich auch drauf", meint Max. "Es ist natürlich alles ein bisschen verkehrt herum, aber es ist gut, dass wir schon vor Album-Release diese Konzerte machen. Weil der Druck auch dafür gut ist, dass man unter diese Produktion einen Schlußstrich zieht. Ich werde trotzdem auf der Tour Songs spielen, die ich noch nicht mal gemischt habe. Die Beginner haben das auch so gemacht, letztes Jahr. Und es hat nicht so schlecht geklappt: Erst Festivals spielen und dann das Album droppen." Nach der Showcase-Tour kommen also zehn Festivals, von "Rock am Ring" über "Rock im Park" bis zum "MTV HipHop Open" und dem "Chiemsee Reggae Festival". Max sieht dem souverän und trotzdem gespannt entgegen. Wenn man ihn fragt, was die Leute jetzt anderes erwartet, als zu Freundeskreis-Zeiten, meint er: "Letztendlich, und das ist immer schwer zu erklären, hat sich die Arbeit für mich nicht geändert: Wir haben ja immer Gäste gehabt, Freundeskreis war immer ein offenes Konzept, damals eher auf der Vokalisten-Ebene. Das Max Herre Album ist das selbe, nur umgedreht: Ich mache die Raps fast alle selbst, habe nicht so viele Gesangfeatures drauf, aber es ist offener auf der Produzentenseite. Ich habe mit Tommy W. einige Tracks gemacht, mit meinem Studiopartner Carsten Schedler, eine Sache mit Manumatei, Beats mit Wajeed, Geology und Sholar, mit Silly Walks in Hamburg und in Stuttgart einige Sachen mit "der Band" (soll heißen: Joy Denalanes Live-Band). Für mich hat sich also eigentlich nichts geändert. Ich schreibe nach wie vor die Texte und arbeite eben in verschiedenen Konstellationen." Auch das ist Evolution: Wenn alles anders ist und sich trotzdem nichts ändert. Max Herre war nie weg. Jetzt kommt er wieder.
Quelle http://www.fourmusic.com/fourmusic/artists/max/index.php
Homepage der Band www.maxherre.com
Und nun bitte Anspiel-Tips, Kommentare und Berichte zum Auftritt
Das ist kein Orakel und auch nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Scheinbar Unmögliches möglich zu machen ist für Max Herre Programm. Der 31-jährige hat seit nun bald 15 Jahren Rap auf Deutsch gemacht, ernsthaft, erfolgreich und rundum respektiert. Zusammen mit amerikanischen und französischen MCs und Sängern, mit DJ und Liveband. Er war ein Gründer der Kolchose und mit seinem "Freundeskreis" erstes Signing von "Four Music". Trotz konsequentem Hip Hop-Ethos und dem Anspruch, Politik wie selbstverständlich im Pop zu etablieren (z.B.: "Leg Dein Ohr Auf Die Schiene Der Geschichte"), dabei ohne Teenie-Presse oder Ausverkaufspossen, ging das Debütalbum "Quadratur des Kreises" nicht nur in die Charts, sondern auch 170.000 mal über den Plattenladentisch. Mehr noch: Mit "A.N.N.A." schenkte Max Herre den 90ern eine seiner größten Liebeshymnen, ausgezeichnet mit "Altgold" (für 250.000 Verkäufe). Anschließend entstanden die Singles "Tabula Rasa", der erste Battle-Rap in den deutschen Top 10 und "Halt Dich An Deiner Liebe Fest", der erste Roots-Reggae-Song in den Top 40.
Das `99er Freundeskreis-Album "Esperanto" - eine vereinende Kunstform, die Kulturen, Klüngel und Kontraste überwindet - verkaufte sich dann schon 300.000 mal und gebar die Single "Mit Dir", das erste "deutsche R&B-Ding" in den Top 5. All das etablierte Max und den Freundeskreis als eine der wichtigsten Instanzen in der deutschen Musiklandschaft. Die nebenbei, und das ist eigentlich alles andere als Nebensache, auch im Hip Hop-Kontext weiterhin höchstes Ansehen genießt. Kurz: Max Herre hat schon immer Melodien geschrieben und Zeilen verfasst, die Experten bewundern und Millionen erinnern.
Er war der Konzeptvater der FK-Allstars, die neben erfolgreichen Touren und dem legendären Live-Album "En Directo" auch heute etablierte Soloartists wie Gentleman und Joy Denalane einführten. Ein konsequenter Weg: Von "Seedless Jam" über "Agit Jazz" zum Freundeskreis-Frontmann und Produzenten, vom Ehemann von Joy Denalane zum Vater ihrer beiden Söhne und des Top 10 Albumbabies "Mamani". Jetzt, nachdem er sich lange genug abseits der Medien als Produzent, Verleger, Regisseur für Joy´s Videos und A&R-Mann für "Four Music" engagiert hat, spielt das musikalische Mastermind aus Stuttgart auch als Performer wieder mit: In diesem Sommer kommt Max Herres erstes eigenes Album, so individuell wie universell. Der eigene musikalische Kosmos, in dem Soul, Reggae, Rock und Singer/Songwriting immer wieder um Hip Hop kreisen. Max Herre rapt und erzählt und singt und produziert. Er ist der rote Faden, an dem auch FK-Drummer Tommy W., Max' Berliner Studiopartner Carsten Schedler, Joy Denalane, und Teile ihrer Live-Band, sowie Bilal, das enfant terrible des neuen Philly-Soul, die Produzenten Sholar und Wajeed und viele mehr mitziehen.
"So komm' ich zurück", sagt Max Herre und drückt auf Play. Die kleine Boombox, bei der er eben "Der kleine Eisbär" mit einer bekritzelten CD-R ersetzt hat, spuckt's aus: Den ersten Track vom eigenen Album. "Zu elektrisch" heißt er. Eine Vorabsingle mit tightem Battlegespitte zum rockenden Beat von Sholar. "Dieser Song bringt die Lust an der Sache, am Musikmachen `rüber", sagt er lachend. "Der Text soll diesen Hunger ausdrücken. "Ich bin wieder da, zieht Euch warm an." Es ist ein engagiertes Ding, einfach zu elektrisch, ein Battle-Song, aber er hat nicht nur etwas mit dem Genre zu tun. Einige meinten: "Musst Du mit so 'nem Battleding rauskommen? Wir wissen doch, dass Du rappen kannst." "Ja, aber wer von den Kids weiß das denn noch? Und außerdem rappe ich ja noch besser als früher." Das ist immer noch mein Anspruch." Er dreht den Sound weg, erzählt von der wiedergefundenen Liebe zum Hip Hop, von Rap als seiner natürlichen musikalischen Sprache. Er nennt immer wieder Jay-Z, aber auch Talib Kweli. Er feiert Kanye West und DJ Dangermouse. Um dann von Bob Marleys "Natty Dread" über Al Green "Let´s stay together" zu den Bluesrockern von "Free", den Ostrockern "City" oder auf Nick Drake und Terry Callier zu kommen. "Das Album geht ja musikalisch in die verschiedensten Richtungen. Die Basis ist nach wie vor Rap, aber es nimmt auch einen Rockbezug, es wird ein Reggaestück, eine Singer/ Songwriter-Nummer und auch soulige Sachen geben. Musikalisch ist das eine große Bandbreite. Es sind Versatzstücke, die ich eben neu sortiere. Und etwas eigenes daraus mache." Eigenheit ist die Devise, einzigartig das Resultat. Max Herre beherrscht, was ihn beherrscht. Er verinnerlicht Musik, nimmt sie auf, verarbeitet, ja, analysiert sie - und macht dann damit, was er will. "Ich habe nie aufgehört, Soul und Reggae zu hören", meint er. "Aber trotzdem viel Neues entdeckt. Die Referenz sind dabei immer noch die 70er Jahre, das Jahrzehnt in das ich ´reingeboren wurde. Komischerweise sucht man eher mal nach neuen Stilen, neuen Musiken, als das man wirklich von einer anderen Epoche musikalisch inspiriert würde."
Vor zwei Jahren mit Joy nach Berlin gezogen, fand Max Herre, der früher eher halbherzig hinhörte, wenn Sekou und Don Phillippe ihre Hendrix-Alben im FK-Tourbus anmachten, langsam aber sicher Gefallen an Rock. Über die groovenden Hendrix-Sachen wie "Band Of Gypsys" , dann immer wieder "Free", später auch Led Zeppelin oder neuere Sachen wie Jet und die "White Stripes". Und dann natürlich "Ostbeat", seine Amiga-Flohmarktfunde von Jürgen Kehrt über Veronika Fischer bis Hansi Biebl. "Da gibt es echt soulige Sachen, auch so Crusaders- oder Santana-mäßig", schwärmt er. "Darüber bin ich auch zu City gekommen, was ja eher an Krautrock erinnert. Aber die Line von diesem Stück war einfach der Hammer: "In seinen Gedanken ist er der King vom Prenzlauer Berg." Das hat mich inspiriert ein ganzes Stück zu schreiben. Über Neu-Prenzlauerberger, die halt King-mäßig abgehen." Der neue Song, dessen Hook "City"-Sänger Toni Krahl selbst neu eingesungen hat - über 25 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung - erzählt die Geschichte von einem alten Bekannten aus Stuttgart, den Max in Berlin-Mitte wiedertrifft. Und der nicht nur cooler als cool, sondern vor allem mehr Berliner als der Rest der Stadt ist. Sogar sporadische Berlin-Besucher kennen diesen Typ, so gut beobachtet und so treffend beschrieben wurde er bis jetzt noch nicht. Wer jeden Nachmittag mit Trucker-Kappe über dem gerade herausgewachsenen Irokesen die Kastanienalle entlang schlendert, wird sich schämen. Alle anderen lachen mit.
Und noch ein Berlin-Song findet sich auf dem neuen Album, eine elegant entspannte, fast schon Sade-smoothe Fortsetzung der Anna-Geschichte. "Als wir im Sommer 2002 hergezogen sind, lief bei "Kiss FM" immer noch "A.N.N.A" auf Rotation", erzählt Max. "Die Leute hören das und sehen mich in der Stadt und denken nicht, dass es für mich zwar immer noch gut, aber eben auch vorbei ist. Sowohl musikalisch, als auch von der Geschichte. Es ist aber einfach acht Jahre her, dass ich das geschrieben habe - und jetzt ist nun mal vieles anders. Ich wollte einfach meine jetzige Situation beschreiben: Wir kommen raus, es regnet, aber ich stehe da halt nicht mehr allein. Ich habe einen Sohn, den ich vom Kindergarten abgeholt habe und sie hat auch ein Kind. Sie ist zufällig gerade in Berlin, sucht eine Wohnung und wir verabreden uns. Aber es bleibt unklar, was passiert. Eigentlich ist da überhaupt nichts, aber es ist eine alte Situation, die einen einholt. Man ist in einer Konstellation, in der man eigentlich glücklich ist. Und trotzdem fühlt man plötzlich so eine Unruhe und zweifelt für einen Moment. Denkt: "Das hätte auch ganz anders laufen können." Das kennt Jeder. Man fühlt mit Max und auch mit Anna, erinnert sich an ähnliche Situationen, falsche und richtige Entscheidungen. Je mehr es einen berührt, desto mehr glaubt man dem Erzähler. "Ich habe immer gemeint: "Ich sag' nicht, ob das eine reale Geschichte ist. Ist auch nicht so wichtig." Ich glaube, dass es ein Mythos ist, ein Sinnbild." Er lässt den Satz ausklingen. Dann: "Wenn das genau so passiert wäre, gäbe es das Stück natürlich nicht. Ist doch klar. Oder zumindest nicht so." Schon ist man bei den anderen Liebesliedern des Albums: "1. Liebe", einer Stuttgart-Widmung mit Joy Denalane im Refrain, oder auch "Wie Du bist" (mit "Manumatei"), einer der schönsten, weil einfachsten und aussagekräftigsten Liebeserklärungen seit langem. Dann spielt Max noch "Du weißt" vor, sein Rockstück und die Kehrseite der Beziehungsmedaille, und einen unglaublich tighten Reggaetrack namens "Jerusalem", den er mit Silly Walks aufgenommen hat. Außerdem ein wunderschönes Gitarrenstück namens "Alter Weg" im Stil von Nick Drake, zu dem ihm sein Four Music- Kollege Jan Plewka einen Text geschrieben hat. ("Das ist auch eine echte Premiere für mich, jemand anderes texten zu lassen", meint Max.) Zum Schluß eine psychedelisch rockende Interlude von Wajeed, über die FK-Gitarrist Frank Kuruc soliert. Es gibt noch einiges zu tun. Und ohnehin streikt die Boombox.
"Ich bin jetzt ein Debütant. Da freue ich mich auch drauf", meint Max. "Es ist natürlich alles ein bisschen verkehrt herum, aber es ist gut, dass wir schon vor Album-Release diese Konzerte machen. Weil der Druck auch dafür gut ist, dass man unter diese Produktion einen Schlußstrich zieht. Ich werde trotzdem auf der Tour Songs spielen, die ich noch nicht mal gemischt habe. Die Beginner haben das auch so gemacht, letztes Jahr. Und es hat nicht so schlecht geklappt: Erst Festivals spielen und dann das Album droppen." Nach der Showcase-Tour kommen also zehn Festivals, von "Rock am Ring" über "Rock im Park" bis zum "MTV HipHop Open" und dem "Chiemsee Reggae Festival". Max sieht dem souverän und trotzdem gespannt entgegen. Wenn man ihn fragt, was die Leute jetzt anderes erwartet, als zu Freundeskreis-Zeiten, meint er: "Letztendlich, und das ist immer schwer zu erklären, hat sich die Arbeit für mich nicht geändert: Wir haben ja immer Gäste gehabt, Freundeskreis war immer ein offenes Konzept, damals eher auf der Vokalisten-Ebene. Das Max Herre Album ist das selbe, nur umgedreht: Ich mache die Raps fast alle selbst, habe nicht so viele Gesangfeatures drauf, aber es ist offener auf der Produzentenseite. Ich habe mit Tommy W. einige Tracks gemacht, mit meinem Studiopartner Carsten Schedler, eine Sache mit Manumatei, Beats mit Wajeed, Geology und Sholar, mit Silly Walks in Hamburg und in Stuttgart einige Sachen mit "der Band" (soll heißen: Joy Denalanes Live-Band). Für mich hat sich also eigentlich nichts geändert. Ich schreibe nach wie vor die Texte und arbeite eben in verschiedenen Konstellationen." Auch das ist Evolution: Wenn alles anders ist und sich trotzdem nichts ändert. Max Herre war nie weg. Jetzt kommt er wieder.
Quelle http://www.fourmusic.com/fourmusic/artists/max/index.php
Homepage der Band www.maxherre.com
Und nun bitte Anspiel-Tips, Kommentare und Berichte zum Auftritt